Wer auf die Umwelt achtet, investiert in Autos, die an der Steckdose tanken. Doch was ist nach dem Kauf? Kann man einfach eine Ladestation montieren? Was wenn das Stromnetz überlastet wird?
Wenn das neue Auto zum Streit mit den Nachbarn führt
In einer Wohnhausanlage am Stadtrand von Wien ist es jetzt passiert. Ruhig und ein wenig abseits liegt die Anlage. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es erst ein Stück weiter weg. Freie Stellplätze gibt es keine. Damit der Arbeitsweg nicht so lang dauert, verzichtet keiner auf den rollenden Luxus.
Einer der Bewohner möchte dafür aber wenigstens auf fossile Brennstoffe verzichten und hat ein Elektroauto gekauft.
Das Problem: In dieser Wohnhausanlage hat jeder hat einen eigenen Stellplatz. Um das Auto an eine Ladestation anstecken zu können, braucht der E-Auto-Besitzer also die Zustimmung aller. Stattdessen hat er nur die Hausverwaltung um die Genehmigung gebeten und ein Kabel verlegt.
Seine Nachbarn klagten wegen des fehlenden Einverständnisses und das Kabel musste wieder entfernt werden. Damit er sein Auto in Zukunft zu Hause laden, kann zieht er nun vor Gericht. Die Frage der anderen Bewohner ist, ob das Stromnetz durch mehr Elektroautos überlastet wird. Vor allem wollen sie wissen was passiert, wenn weitere Ladestationen notwendig werden. Oder wenn das Netz ausgebaut werden muss.
Die Richterin entschied zugunsten des Anwohners, sein Elektroauto belastet den Anschluss mit max. 40,5 Prozent. Bei Gericht kann nicht beurteilt werden was später passiert, sondern nur, ob es jetzt ein Problem ist.
Es fehlen klare Gesetze
Manuele Gutenbrunner, die Sprecherin der Wiener Netze, sieht kein Problem. Es können viele Ladestationen versorgt werden – vor allem, wenn Lastmanagementsysteme verwendet werden. Doch dafür brauchen wir klare Gesetze.
Lastmanagementsysteme sorgen für eine ideale Aufteilung. Es wird genau beobachtet wann, wieviel und wo Strom verbraucht wird. In Zeiten mit geringem Verbrauch wird geladen. Wenn etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgeladen sein muss, kann das als wichtiger markiert werden. Man kann den Stromverbrauch jederzeit beobachten.
Ein konkretes Beispiel ist er Arbeiter Samariter Bund in München. Er ist in einem alten Gebäude untergebracht, die Elektroautos können trotzdem ausreichend geladen werden und alle sind sehr zufrieden mit dieser Lösung.
Die Regierung arbeitet derzeit an einer Lösung. Aus dem Umweltministerium wird von einem Punkt zum Einbau von Ladestationen im Regierungsprogramm gesprochen, mehr wissen wir aber nicht. Im Justizministerium prüft man zuerst, welche Schritte im Wohnungseigentumsrecht gesetzt werden können, damit der Einbau von Ladestationen erleichtert wird.
Bis dahin gilt: Die Eigentümer fragen, ob man eine Ladestation errichten darf. Damit das schöne Miteinander nicht darunter leidet.